Melanie Gilligan

Melanie Gilligan

Melanie Gilligan, Ankündigungsmotiv zur Ausstellung im Kölnischen Kunstverein 2010, Design: Manuel Raeder

Einzelausstellung im Rahmen von Die Letzten ihrer Art

„Of course you’re special, special like everyone else.“
Melanie Gilligan, Popular Unrest, 2010

Melanie Gilligan greift in ihren Arbeiten verschiedene Medien und Genre auf wie Video, Performance, Text, Installationen und Musik. Ihr neuer Film Popular Unrest ist ein Episodendrama, das in einer unserer Gegenwart sehr ähnlichen Zukunft spielt. Dort allerdings werden alle Transaktionen und sozialen Interaktionen durch ein System, mit dem Namen the Spirit, überwacht. So geschehen rund um die Welt eine Anzahl unerklärlicher Morde, die häufig in der Öffentlichkeit verübt werden, dennoch sehen Zeugen nie einen Angreifer. Auf ebenso mysteriöse Weise versammeln sich plötzlich überall Menschen, die zuvor in keinerlei Beziehung zueinander standen. In den neuen Gruppierungen finden schnell immer mehr Menschen zusammen, die unerklärlicherweise eine tiefe und beständige Verbindung zueinander empfinden.
Der Film erkundet eine Welt, in der das Selbst auf seine physische Seite reduziert und unmittelbar den Anforderungen des Kapitals unterworfen ist. Hier bieten Hotels Bedienstete zum Vorwärmen der Betten an. Menschen werden bestraft, weil sie sich nicht gegen vorhersehbare Krankheiten geschützt haben. Lebensmittel, die das Gewicht kontrollieren sollen, tun das indem sie den Verdauenden von innen verzehren und Arbeitslose zahlen der Gesellschaft ihre Schulden in Körperenergie zurück. Wenn dies einerseits auf die vollständige Dominanz von Tauschwerten über das Leben hinweist, bieten dann die neuen Gruppierungen einen Ausweg?
Der Film wurde in London mit einer Besetzung von zwölf Hauptdarstellern gedreht. Seine Form wurde einerseits durch David Cronenbergs so genannten „Body Horror“ inspiriert und andererseits durch amerikanische Krimiserien wie CSI, Dexter und Bones, in denen Körperlichkeit mit psychologischen Aspekten des Horrors verbunden wird.
Die fünf Episoden des Films werden in der Ausstellungshalle des Kölnischen Kunstvereins jeweils einzeln gezeigt. Wie auch in ihren letzten Videoarbeiten orientiert sich Gilligan mit der episodischen Struktur ihres Films am Medium Fernsehen. Auf einer eigenen Website sind die Filmepisoden ebenfalls zugänglich.

Im Kino zeigt Gilligan zwei weitere Filme, die thematisch an die neue Produktion anschließen. In dem vierteiligen Film Crisis in the Credit System (2008) erzählt Gilligan in einem fiktiven Drama von einer großen Investmentbank, die ihre Angestellten zu einer Sitzung einlädt, um Strategien für den Weg aus der Finanzkrise zu entwickeln. In dem Single-Screen-Film Self-capital (2009) wird der Kapitalismus als eine Person dargestellt, die sich einer Therapie unterzieht.

Der Film Popular Unrest wurde gemeinschaftlich von der Chisenhale Gallery, London, dem Kölnischen Kunstverein, der Presentation House Gallery, North Vancouver und der Walter Philipps Gallery, The Banff Centre, Banff produziert sowie von der Galleria Franco Soffiantinto, Turin, dem Kulturamt der Stadt Köln, der Stanley Thomas Johnson Stiftung und der Rheinland AG unterstützt.

Melanie Gilligan, 1979 in Toronto geboren, lebt und arbeitet derzeit in London und New York. Gilligan schloss 2002 den Bachelor (Hons) Fine Art am Central Saint Martins College, London ab und war 2004-2005 Stipendiatin des Independent Study Programme am Whitney Museum of American Art, New York. Zuletzt stellte sie als Teil des Glasgow International Festival in der Transmission Gallery, Glasgow (2008) und in der Galleria Franco Soffiantinto, Turin (2009) aus. Im Oktober 2009 erhielt Gilligan den Paul Hamlyn Award for Artists.