Leidy Churchman – Free Delivery

Leidy Churchman – Free Delivery

Leidy Churchman, Free Delivery, Kölnischer Kunstverein, 2017, Installationsansicht, Foto: Simon Vogel

Der Künstler Leidy Churchman beschäftigt sich mit der Frage, wie in der heutigen Zeit, in der visuelle Stimuli eine Omnipräsenz aufweisen, Bilder wahrgenommen und verarbeitet werden. In diesem Zusammenhang fertigt Churchman, der 1979 in Villanova in dem US-amerikanischen Bundesstaat Pennsylvania geboren wurde, Malereien, die auf bereits existierenden Bildern vom „außergewöhnlichen Schrottplatz“ an visuellen Formulierungen basieren. So malt er die Werke anderer Künstler nach, nutzt Logos, Buchcover oder Werbeanzeigen als Vorlage oder nimmt auf fernöstliche Religionen oder folkloristische Kunst Bezug. Der Bilderkosmos, mit dem man in den Präsentationen von Churchman konfrontiert wird, wirkt daher oft vertraut, auch wenn sich die Gemälde in mehr oder minder großer Ausprägung von ihren Vorlagen unterscheiden.

Für seine Einzelausstellung im Kölnischen Kunstverein, bei der es sich um seine erste institutionelle Präsentation in Europa handelt, hat Churchman eine neue Werkgruppe produziert, die auf den ersten Blick eine irritierende Heterogenität aufweist. So sticht in der Schau zunächst das großformatige Gemälde Standoff ins Auge, das zwei sich kreuzende Giraffen in hohem Gras zeigt. Während dieses Bild einigermaßen klar lesbar zu sein scheint, weist ein kleinformatiges Landschaftsbild mit dem Titel Faultless Aspect eher surreale Züge auf: erleuchtet von einem mächtigen Vollmond, ist auf einer tiefgrünen Wiese eine Art Netz ausgebreitet, das in Kombination mit zwei weißen Kopfkissen und einem Nachttisch zu einem Bett wird. Das Gemälde Peacocking, das von zwei rot-schwarzen, organisch anmutenden Formen sowie unzähligen, haptisch spürbaren Punkten dominiert wird, lässt keine eindeutige Erzählung erkennen und verweist auf das Feld der Abstraktion. Das Bild The Kitchen Sink wiederum, auf dem vor einem tiefblauen Hintergrund in weißen Buchstaben The Laundry Room lesbar ist, scheint die unmittelbare Übertragung eines Hinweisschildes in das Medium Malerei zu sein. Das Gemälde Mahakala nimmt demgegenüber auf die gleichnamige buddhistische Gottheit Bezug, wobei sich Churchman in dem Werk auf dessen signifikanten Mund beschränkt und diesen derart in eine grün-bläuliche Farb- und Formenkomposition einbindet, dass man den Eindruck hat, die Körperöffnung durch ein eigenartiges Guckloch zu erblicken. Die Verbindung zwischen all diesen unterschiedlichen Werken ist die gemeinsame, kaum noch erfassbare Welt, aus der Churchman Bilder wählt, um sie dem Betrachter mit einem anderem Tempo, Gefühl und Bewusstsein vor Augen zu führen. Dabei erschöpfen sich die visuellen Formulierungen des New Yorkers nicht in dem bloßem Transfer in die Gattung Malerei. Mit den Werken Churchmans verbindet sich ein nicht erklärbarer, geheimnisvoller Zauber, dem man sich nur schwerlich entziehen kann.

Leidy Churchman lebt und arbeitet in New York. In der jüngeren Vergangenheit war er an viel diskutierten Themenausstellungen wie etwa Painting 2.0: Malerei im Informationszeitalter im Museum Brandhorst in München (2015) sowie im mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (2016) beteiligt. Zudem präsentierte er in den letzten Jahren Werke im Whitney Museum of American Art in New York (2016), in der Kunsthalle Bern (2015), in der National Gallery of Denmark in Kopenhagen (2014) sowie im MoMA/P.S.1 in New York (2010). Im Jahr 2013 hatte Churchman eine Einzelausstellung in der Boston University Art Gallery, anlässlich derer die erste Monographie über sein künstlerisches Schaffen entstand.

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