
Asynchronicity. Ein Symposium-ähnliches Zusammenkommen, zusammengeführt von Cally Spooner.
Mit Paul Abbott & Will Holder, Alex Baczynski-Jenkins, Taina Bucher, Elizabeth Freeman, Hendrik Folkerts, Irena Haiduk, Dana Luciano, Martina Roß-Nickoll, Cally Spooner mit Sanna Blennow und Melody Giron, Mark von Schlegell, Jesper List Thomsen, Jackie Wang und Filmen von Pierre Bal-Blanc und Frances Scholz.
Samstag, 7. Mai 2022, 8.59 – 18.50 Uhr
Kölnischer Kunstverein, Köln
Freier Eintritt, keine Anmeldung erforderlich
Sonntag, 8. Mai 2022, 11 – 20 Uhr
Ludwig Forum, Aachen
Freier Eintritt, keine Anmeldung erforderlich
Alle Beiträge sind in englischer Sprache, in Aachen wird eine Simultanübersetzung ins Deutsche angeboten.
Bei Asynchronicity handelt es sich um ein Symposium-ähnliches Zusammenkommen von Choreographien, Vorträgen, Sounds, Filmvorführungen und Diskussionen, das von der Künstlerin Cally Spooner gemeinsam mit dem Projekt reboot: responsiveness im Kölnischen Kunstverein, Köln und im Ludwig Forum, Aachen veranstaltet wird.
Ausgangspunkt von Asynchronicity bildet die mit unserem neoliberalen Zeitregime verbundene Forderung nach einer ständig messbaren Performance (im Sinne von Leistung). In diesem Klima manifestiert sich Performance innerhalb disziplinierender gesellschaftlicher Machtbeziehungen als ein unseren Alltag ständig durchdringender Zwang. Wir quantifizieren, verwalten und stratifizieren uns dabei derart, dass wir in die Gefahr laufen, unsere sozialen und kollektiven Vorstellungskräfte und Begehren abzustumpfen. Die Veranstaltung Asynchronicity sucht diesen kräftezehrenden Zustand von Chrononormativität zu destabilisieren. Der Begriff Chrononormativität wurde 2010 von Elizabeth Freeman, Wissenschaftlerin der Queer-Studies und eine der Mitwirkenden des Zusammenkommens, geprägt und beschreibt eben diese vorherrschende Verwendung von Zeit, um menschliche Körper auf maximale Produktivität auszurichten.
Asynchronicity möchte die widerständigen Potenziale des Asynchronwerdens und Asynchronbleibens über den Verlauf von zwei Tagen aktivieren. Die Mitwirkenden – Künstler:innen, Performer:innen, Musiker:innen, Theoretiker:innen, Tänzer:innen, Kurator:innen und Grafiker:innen – sind eingeladen, Vorschläge für flüchtige, asynchrone Abfolgen, Affekte und Körperpraktiken zu entwickeln, die Vertrautheiten subversiv unterlaufen. Über den Zeitraum des Symposium-ähnlichen Zusammenkommens werden in den Partnerinstitutionen in Aachen und Köln Texte, Bewegungen, Begegnungen und Gedanken aufeinandertreffen, die den Begriff der Asynchronität als alternative, nicht-sequentielle Zeitform erproben.
Asynchronicity ist Teil von Cally Spooners Langzeit-Forschungsprojekt Deadtime (seit 2018), in dessen Rahmen sie zeitliche Strukturen jenseits der Istzeit-Normierung aufspürt und bearbeitet, die Arbeit, Körper, Nervensysteme und digitale Technologien in eine vollständig metrisch orientierte Zukunft zwingen. Konzipiert wurde Asynchronicity als die erste von fünf von der Künstlerin veranstalteten Zusammenkommen, die chrononormative Ordnungen und damit verbundene Performance-, Denk- und Verhaltens-Imperative herausfordern.
Das Symposium-ähnliche Zusammenkommen kann zwar nach Belieben – zu einem Zeitpunkt oder einer Zeitspanne – besucht werden, wir schlagen jedoch vor, die Choreographie in ihrer Gesamtheit in beiden Städten zu erleben.
Samstag, 7. Mai 2022, 8.59 – 18.50 Uhr
Einlass ab 8.30 Uhr
Kölnischer Kunstverein
Hahnenstraße 6, 50667 Köln
Pierre Bal-Blanc zeigt den Film I GOT UP AT 8:59 AM OCT. 19 2021, eine Adaption von On Kawaras I GOT UP AT 8:59 AM OCT. 19 1968, mit dem er sich an Dan Graham richtete. Will Holder (Gesang) und Paul Abbott (Schlagzeug) lesen Rosmarie Waldrops Lawn of Excluded Middle. Jede Lesung besteht aus drei 15-minütigen Lesungen von drei Versen vor maximal sechs Personen. Cally Spooner präsentiert ein Repertoire aus Deadtime, einer Oper im Prozess, gemeinsam mit Sanna Blennow (Tanz) und Melody Giron (Cello). Elizabeth Freeman hält einen Vortrag über Chrononormativität und queere Zeit. Mark von Schlegell reflektiert über seine Science-Fiction-Erfahrungen mit Zeitreisen. Tainia Bucher spricht über Techno-Dystopien und „Newsfeeds zur richtigen Zeit“. Jackie Wang untersucht, wie Zeit als Technologie der Bestrafung in Gefängnissen eingesetzt wird. Sie endet mit einer Meditation über das Kollektiv Black Quantum Futurism, das afrofuturistische Science-Fiction nutzt, um neue politische Möglichkeit zu schaffen. Dana Luciano stellt James McCune Smith vor, den Schwarzen Arzt und Aktivisten des 19. Jahrhunderts, der die Geologie als einen Ort der Lustproduktion betrachtete. Jesper List Thomsen liest FREEEee: teils Vortrag, teils folkloristisches Lied über die Demontage von Repräsentation. Wir beschließen den Tag mit Introduction To Feelings, Studio Feelings, für das Irena Haiduk für 32 Minuten lang Blicke auf das Jahr 2135 wirft.
Zeitplan
08.59 Uhr I GOT UP AT 8:59 AM OCT. 19 2021, Pierre Bal-Blanc
10.00 Uhr Dead Time, Cally Spooner, Melody Giron, Sanna Blennow und Jesper List Thomsen
11.00 Uhr On Chrononormativity: Histories and Possibilities, Elizabeth Freeman
12.00 Uhr Carceral Temporalities and the Politics of Dreaming, Jackie Wang
13.00 Uhr Rosmarie Waldrop: “Lawn of Excluded Middle”, Will Holder und Paul Abbott
— Mittagspause
14.00 Uhr Algorithmic “right time” and Deadtime, Taina Bucher und Cally Spooner
14.30 Uhr Choromonautics, Then and now, Mark von Schlegell
15.30 Uhr FREEEee, Jesper List Thomsen
— Pause
16.15 Uhr Freedom’s Ammonite: Blackness, Geomorphology, Worldmaking, Dana Luciano
17.00 Uhr Introduction To Feelings, Studio Feelings, Irena Haiduk
17.30 Uhr (A rehearsal for) Unending love, or love dies, on repeat like it’s endless, Alex Baczynski-Jenkins
18.00 Uhr Rosmarie Waldrop: “Lawn of Excluded Middle”, Will Holder und Paul Abbott
18.50 Uhr Ende
Sonntag, 8. Mai 2022, 11 – 20 Uhr
Ludwig Forum, Aachen
Jülicher Straße 97-109, 52070 Aachen
Will Holder (Gesang) und Paul Abbott (Schlagzeug) lesen Rosmarie Waldrops Lawn of Excluded Middle. Jede Lesung besteht aus drei 15-minütigen Lesungen dreier Verse vor maximal sechs Leuten. Mark von Schlegell zeigt Frances Scholz‘ YEAR OF THE WRITER, eine Zeitkapsel / fragmenthaftes Porträt eines Science-Fiction-Autors und seines musikalischen Umfelds in Los Angeles, 2004. Hendrik Folkerts präsentiert einen Prolog zu einem Symposium-ähnlichen Zusammenkommen zu Duration im Frühjahr 2023 als einen asynchronen Lapsus in dieser Versammlung. Jackie Wang analysiert die Beziehung zwischen Zuhören und Macht, indem sie die Geschichte der Stimm-Überwachung und der Stimmprofil-Technologie untersucht. Elizabeth Freeman berichtet von ihren autobiografischen Erfahrungen mit der Ungleichzeitigkeit des eigenen Daseins während Krankheit. Dana Luciano stellt Ellen Gallaghers Annäherung an die ozeanische Zeit und den Afrofuturismus anhand von Ökologien vor, die aus Walkadavern entstehen und uns dabei helfen könnten, Leben neu zu denken. Zudem haben wir die Biologin Prof. Martina Roß-Nickoll eingeladen, über Biodiversität und die Zeitlichkeit von Wiesen zu sprechen (Vortrag auf Deutsch, Simultanübersetzung ins Englische wird angeboten). Irena Haiduk fragt Objekte, uns das Leben zu lehren. Alex Baczynski-Jenkins präsentiert eine prozessuale Choreografie, die über die Beziehungen von Begehren, Tanz, Fragmentierung, Liebe (als Gemeinschaft) und Zeit nachdenkt.
Zeitplan
11.00 Uhr DURATION symposium in the spring of 2023; an asynchronous lapse, Hendrik Folkerts
12.00 Uhr Crip Asynchronies: COVID, Cancer, Climate, Elizabeth Freeman
13.00 Uhr Captured Voices: Prisoner Voiceprints and the Carceral Laboratory, Jackie Wang
14.00 Uhr Rosmarie Waldrop: “Lawn of Excluded Middle”, Will Holder and Paul Abbott
— Mittagspause
15.00 Uhr Oceanic Time and Black Feminist Futures, Dana Luciano
16.00 Uhr A conversation on Meadows, Prof. Martina Roß-Nickoll
16.00 Uhr Rosmarie Waldrop: “Lawn of Excluded Middle”, Will Holder and Paul Abbott
16.30 Uhr Introduction to YEAR OF THE WRITER, by Frances Scholz, 2004, Mark von Schlegell
— Pause (Drinks)
17.10 Uhr Prop Positions, Irena Haiduk
18.00 Uhr (A rehearsal for) Unending love, or love dies, on repeat like it’s endless, Alex Baczynski-Jenkins
20.00 Uhr Ende
reboot: responsiveness ist der erste Zyklus von reboot: – einem kollaborativen, zyklischen, antirassistischen und queer-feministischen Dialog zwischen performativen und forschungsbasierten Praktiken, der gemeinsam vom Kölnischen Kunstverein und Ludwig Forum für internationale Kunst, Aachen präsentiert wird.
reboot:
Konzipiert von Eva Birkenstock, Nikola Dietrich und Viktor Neumann
Kernkollektiv: Alex Baczynski-Jenkins, Gürsoy Doğtaş, Klara Lidén, Ewa Majewska, Rory Pilgrim, Cally Spooner und Mariana Valencia
Graphikdesign von Sean Yendrys
reboot: responsiveness ist eine Kooperation von:
reboot: responsiveness wird unterstützt von: