Show and Tell #9 – Tony Conrad, Jack Smith, Marc Siegel

Show and Tell #9 – Tony Conrad, Jack Smith, Marc Siegel

Jack Smith, Flaming Creatures, 1962-63, Filmstill, Copyright Jack Smith Archive, Courtesy Gladstone Gallery, New York and Brussels

18 – 20 Uhr

Mit der Doppelpräsentation von The Flicker und Flaming Creatures zeigt der Kölnische Kunstverein im Rahmen der aktuellen Ausstellung zwei Filme, die beide als Kollaborationen zwischen Tony Conrad und Jack Smith im New York der frühen 1960er Jahre entstanden und für Skandale sorgten. Unter dem Titel Flickering, Flaming wird der Filmwissenschaftler Marc Siegel die unerwartete Produktion des Flickerfilms aus der Erfahrung Tony Conrads Arbeit mit Jack Smith skizzieren.

1962 schloss Conrad sein Studium an der Harvard University ab und zog nach New York City, wo er vor allem mit experimentellen Musiker*innen und Untergrundfilmemacher*innen in Kontakt kam. Er war Mitbewohner des berüchtigten Filmemachers Jack Smith, der Conrad dazu veranlasste, seine musikalischen Experimente auf die Herstellung von Filmtonspuren anzuwenden. Conrads eigene Karriere als Filmemacher begann am 5. März 1963, als er, Smith und Mario Montez (Smiths Muse) vom flackernden Licht eines alten Projektors begeistert waren. Conrad hatte an der Hochschule die Auswirkungen dieses Phänomens auf die Gehirnwellen kennengelernt und so unternahm er den Versuch, einen bewusstseinsverändernden Film aus nichts weiter als schwarzen und weißen Einzelbildern zu drehen, der auf „Harmonien“ zwischen den Frequenzen des flackernden Lichts basiert – eine Vorgehensweise ähnlich seiner Arbeit mit Tonfrequenzen. Von Kritiker*innen für seine strukturellen Qualitäten gelobt, reichten die Reaktionen des Publikums bei der Premiere von The Flicker am 15. September 1966 im Lincoln Center for the Performing Arts von Übelkeit bis hin zu Halluzinationen.

Für Jack Smiths legendären Film Flaming Creatures produzierte Tony Conrad den Soundtrack. Smiths Filme sind von einer ungewöhnlichen Low-Budget-Schönheit und ästhetischen Innovationen geprägt, die sofort das Lob der Kritiker*innen auf sich zogen. Doch der offene Umgang mit Sexualität führte zu Zensur: 1964 löste der Film einen der größten Skandale der Filmgeschichte aus und wurde verboten. Bald danach begann Smith das Medium Film nicht mehr als eigenständiges Werk, sondern als Bestandteil von Performances einzusetzen. Flaming Creatures, sein wohl bekanntester Film, feiert eine tumultartige Harem-Party aus grenzenlosen erotischen Ausschweifungen in glamourösen schwarz-weiß-Bildern.

Marc Siegel ist Professor für Filmwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Sein Buch A Gossip of Images wird demnächst bei Duke University Press erscheinen. Im Jahr 2014 gab er eine Sonderausgabe der Zeitschrift Criticism heraus, die Jack Smith gewidmet ist. Er ist Gründungsmitglied des in Berlin ansässigen Kunstkollektivs CHEAP. Im Jahr 2009 ko-kuratierte er ein umfassendes Festival am Arsenal-Institut für Videokunst und am HAU in Berlin mit dem Titel LIVE FILM! JACK SMITH! Five Flaming Days in a Rented World, das 2012 in Frankfurt am Main im Mousonturm und im MMK Museum für Moderne Kunst einen Spin-Off hatte. In diesem Kontext arbeitete er mit Tony Conrad zusammen.


Die Veranstaltung findet anlässlich der Ausstellung TONY CONRAD im Kölnischen Kunstverein statt.

Die Veranstaltungen im Rahmen von Show and Tell werden gefördert von:

Rheinenergie

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