
Siebdruck auf Baumwolltaschentuch
ca. 40 x 40 cm
Wir sind stolz, dass wir für die Vereinsgabe 2020 den in Köln lebenden Künstler Marcel Odenbach* gewinnen konnten. Als Vereinsgabe hat er auf einem ca. 40 x 40 cm großen Baumwolltaschentuch den Kopf eines Lammes im Siebdruckverfahren aufgedruckt. Fasziniert von der Geschichte um die gerade abgeschlossenen Restaurierungsarbeiten des Genter Altars von Jan und Hubert van Eyck (geschaffen zwischen 1432 und 1435), nach der sich gezeigt hat, dass die originale Darstellung des Lammes vom Künstler selbst eine andere Interpretation vorgesehen hatte, übernahm Odenbach dieses Motiv. Die kirchliche Zensur führte über fünf Jahrhunderte hinweg zur Übermalung des Lammes, was als eine Form von Ikonoklasmus angesehen werden kann – wobei das Überraschende ist, dass es menschliche Züge aufweist und mit den Betrachter*innen zu interagieren scheint. Anstelle der Augen des Lammes fügte Odenbach nun seine eigenen Augen ein. Die Wahl des Motivs hat schließlich auch mit seiner eigenen Biographie zu tun: So erzählt er, dass er als Kölner durch eine Stadt, in der Reliquien und vor allem die Bildquellen in der katholischen Kirche mit der ikonographischen Symbolik der Altarbilder überpräsent sind, sehr geprägt wurde.
Die Idee, das Motiv auf ein Taschentuch zu drucken, ist letzten Endes eine Referenz an das Turiner Grabtuch, ein weiteres katholisches Symbol. Im Besonderen verweist es aber auch auf seine frühere Installation Alles Gute kommt von Oben von 2005, in der auf 150 auf dem Boden ausliegenden Taschentüchern das Konterfei des äthiopischen Kaisers Haile Selassie zu sehen war (gezeigt in der Ausstellung Äthiopien und Deutschland im GRASSI Museum für Völkerkunde, Leipzig und Goethe-Institut Addis Abeba, 2006). Damit reflektierte er den Auftritt des Kaisers, der sich selbst gern als „Lord of the Lords“ ansah und solche Tücher nach Armenspeisungen vom Himmel regnen ließ.
(*Marcel Odenbach ist seit 2010 Professor der Kunstakademie Düsseldorf. Er wurde kürzlich mit dem Wolfgang-Hahn-Preis 2021 der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig ausgezeichnet. Seine Werke werden seit 1978 in zahlreichen bedeutenden Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt. Zu seinen jüngsten Einzelausstellungen zählen u.a. Fine Arts Museum, Ho Chi Minh City (2020), National Gallery of Modern Art, Mumbai (2018), Kunsthalle Wien (2017) und Tel Aviv Museum of Art (2016). Aktuell präsentiert die Kunsthalle Nürnberg seine Ausstellung Es brennt.)
Hiermit befindet sich der Kölnische Kunstverein bereits im achten Jahr nach der Einführung der Vereinsgabe: Ein originales Kunstwerk von einer*m international renommierten Künstler*in, welches nur über die Mitgliedschaft in unserem Verein bezogen werden kann. Künstlerinnen und Künstler wie Rosemarie Trockel, Lawrence Weiner, Kai Althoff, Isa Genzken, Luc Tuymans, Wolfgang Tillmans, Candida Höfer und nun Marcel Odenbach haben mit ihren Beiträgen auf ihre Weise eine Art der Anerkennung für das bürgerliche Engagement der Mitglieder geleistet: Ein Modell, das es gilt, fortzusetzen.
