A Nervous Reading von José Montealegre mit Nat Marcus und Mikhail Wassmer 

A Nervous Reading von José Montealegre mit Nat Marcus und Mikhail Wassmer 

Eine Lesung anlässlich der Ausstellung von José Montealegre Nervous System im Rahmen der DC Open

Mit Texten von José Montealegre, Nat Marcus und Mikhail Wassmer, Erzähler: Mark von Schlegell 

Es war einmal ein junger Mann, nicht einmal fünfzehn Jahre alt, der auf der Suche nach Geschichten durch die Lande zog. Sein Name war Hilario Martinez, und wenn er auf ältere Leute mit faltigen Augen und lederner Haut traf, die ihm ein paar gute, altmodische Geschichten erzählen konnten, schickten sie ihn weg wie eine Schmeißfliege. „Du bist doch noch nicht einmal fünfzehn“, sagten sie, „hau ab, geh zurück zu deiner Mutter.“ Das enttäuschte Hilario sehr, aber er fand dennoch den Willen, weiterzugehen.
Eines Tages ging Hilario einen Waldweg entlang und aß Stachelbeeren von einem Stachelbeerbaum nicht weit von der Straße entfernt. Dabei stieß er auf eine kleine Hexe, die in einer Plastikflasche stecken geblieben war. Sie krallte und kratzte an den Seiten und versuchte, das Plastik zu zerquetschen, um es abzubeißen und ein Loch zu reißen, damit sie entkommen konnte, aber das Plastik gab nicht nach. Er sagte zu der Hexe, als er die Flasche aufhob: „Hexe, du hast dich in der Flasche verfangen. Die Hexe seufzte und ließ sich auf ihren Hintern plumpsen. „Also…“, sagte die Hexe und schaute in die großen Augen von Hilario, der ihr Gehäuse wie ein Glühwürmchen hielt, „lässt du mich jetzt raus oder was?“
Hilario war auf diese Frage nicht vorbereitet und überlegte, was er wohl Gewitztes sagen könnte.
„Wie kann ich dich rauslassen, Hexe“, sagte er, „denn ich weiß nicht, wer dich da reingesteckt hat, vielleicht bist du eine verrückte Hexe und sobald ich die Flasche öffne, hältst du mich für einen Narren.“
„Du scheinst schon ein Narr zu sein“, seufzte die Hexe, während sie zum Flaschenhals hinaufflog.
„Oder vielleicht bist du die Sklavenhexe eines Riesen, der mir einen Strich durch die Rechnung machen wird, wenn er erfährt, dass ich seine Fee befreit habe.“
„Nun, das ist eine gute Geschichte“, sagte die Hexe, während sie im erstickenden Hals der tränenförmigen Flasche schwebte, „aber…..“, fuhr sie fort, wurde aber von dem verwirrten Gesicht unterbrochen, das sie von außen anstarrte. Hilarios Augen waren auf sie gerichtet, wie zwei Mondsicheln, die über dem Horizont aufgingen. „Geschiiiiiichteeeen“, geiferte Hilaro, „gib mir die Geschiiiiiichteeeen“, wiederholte er, wie gebannt von den Händen der Hexe, die inzwischen die Schwäche des hamsternden Idioten erkannt hatte. 

Text: José Montealegre

Nat Marcus ist Dichterin, Sängerin und Designerin. Zusammen mit Zoe Darsee ist sie Mitherausgeberin von TABLOID Press, einem 2014 in Berlin gegründeten Imprint für Lyrik und Kunstbücher. Der Verlag legt den Fokus auf den öffentlichen Raum eines Gedichts und die Poetik eines sozialen Körpers. Marcus‘ Lyrik, Kunstkritik und Lyrikjournalismus sind auch in Arts of the Working Class, The Ransom Note, Edit und Berlin Art Link erschienen.

Mikhail Wassmer (*1986 in South Surrey, B.C., Canada) studierte Fotografie an der Zürcher Hochschule der Künste und der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, und Freie Kunst an der Städelschule in Frankfurt am Main. In jüngster Vergangenheit stellte er Arbeiten in Einzelausstellungen bei RESPONSIBILITY (2020) und Harmony 100 (2022) in Basel aus. Seine Lyrik publizierte er selbst in Agitated Dairy (2020) und the end… (2021). Aus den beiden Pamphlets rezitierte er bei RESPONSIBILITY in Basel, KOBO in Zürich, Harmony 100 in Basel und Hopscotch in Berlin.

DC Open


Öffnungszeiten
Fr., 02.09., 11:00 bis 18:00 Uhr
Sa., 03.09., 11:00 bis 18:00 Uhr
So., 04.09., 11:00 bis 18:00 Uhr

Eintritt frei

Weitere Informationen finden Sie hier.

Programm
John Russell: Cavapool
kuratiert von Nikola Dietrich

José Montealegre: Nervous System
kuratiert von Miriam Bettin

Samstag, 3.9.2022, 16 Uhr
Führung durch die Ausstellungen von John Russell und José Montealegre mit Miriam Bettin

Sonntag, 4.9.2022, 17 Uhr (Kinosaal)
A Nervous Reading von José Montealegre mit Nat Marcus und Mikhail Wassmer

Es war einmal ein junger Mann, nicht einmal fünfzehn Jahre alt, der auf der Suche nach Geschichten durch die Lande zog. Sein Name war Hilario Martinez, und wenn er auf ältere Leute mit faltigen Augen und lederner Haut traf, die ihm ein paar gute, altmodische Geschichten erzählen konnten, schickten sie ihn weg wie eine Schmeißfliege. „Du bist doch noch nicht einmal fünfzehn“, sagten sie, „hau ab, geh zurück zu deiner Mutter.“ Das enttäuschte Hilario sehr, aber er fand dennoch den Willen, weiterzugehen.
Eines Tages ging Hilario einen Waldweg entlang und aß Stachelbeeren von einem Stachelbeerbaum nicht weit von der Straße entfernt. Dabei stieß er auf eine kleine Hexe, die in einer Plastikflasche stecken geblieben war. Sie krallte und kratzte an den Seiten und versuchte, das Plastik zu zerquetschen, um es abzubeißen und ein Loch zu reißen, damit sie entkommen konnte, aber das Plastik ließ sich nicht bewegen. Er sagte zu der Hexe, als er die Flasche aufhob: „Hexe, du hast dich in der Flasche verfangen. Die Hexe seufzte und ließ sich auf ihren Hintern auf den Boden plumpsen. „Also…“, sagte die Hexe und schaute in die großen Augen von Hilario, der ihr Gehäuse wie ein Glühwürmchen hielt, „lässt du mich jetzt raus oder was?“
Hilario war auf diese Frage nicht vorbereitet und überlegte, was er wohl Gewitztes sagen könnte.
„Wie kann ich dich rauslassen, Hexe“, sagte er, „denn ich weiß nicht, wer dich da reingesteckt hat, vielleicht bist du eine verrückte Hexe und sobald ich die Flasche öffne, hältst du mich für einen Narren.“
„Du scheinst schon ein Narr zu sein“, seufzte die Hexe, während sie zum Flaschenhals hinaufflog.
„Oder vielleicht bist du die Sklavenhexe eines Riesen, der mir einen Strich durch die Rechnung machen wird, wenn er erfährt, dass ich seine Fee befreit habe.“
„Nun, das ist eine gute Geschichte“, sagte die Hexe, während sie im erstickenden Hals der tränenförmigen Flasche schwebte, „aber…..“, fuhr sie fort, wurde aber von dem verwirrten Gesicht unterbrochen, das sie von außen anstarrte. Hilarios Augen waren auf sie gerichtet, wie zwei Mondsicheln, die über dem Horizont aufgingen. „Geschiiiiiichteeeen“, geiferte Hilaro, „gib mir die Geschiiiiiichteeeen“, wiederholte er, wie gebannt von den Händen der Hexe, die inzwischen die Schwäche des hamsternden Idioten erkannt hatte.

Text: José Montealegre

Nat Marcus ist Dichterin, Sängerin und Designerin. Zusammen mit Zoe Darsee ist sie Mitherausgeberin von TABLOID Press, einem 2014 in Berlin gegründeten Imprint für Lyrik und Kunstbücher. Der Verlag legt den Fokus auf den öffentlichen Raum eines Gedichts und die Poetik eines sozialen Körpers. Marcus‘ Lyrik, Kunstkritik und Lyrikjournalismus sind auch in Arts of the Working Class, The Ransom Note, Edit und Berlin Art Link erschienen.

Mikhail Wassmer (*1986 in South Surrey, B.C., Canada) studierte Fotografie an der Zürcher Hochschule der Künste und der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, und Freie Kunst an der Städelschule in Frankfurt am Main. In jüngster Vergangenheit stellte er Arbeiten in Einzelausstellungen bei RESPONSIBILITY (2020) und Harmony 100 (2022) in Basel aus. Seine Lyrik publizierte er selbst in Agitated Dairy (2020) und the end… (2021). Aus den beiden Pamphlets rezitierte er bei RESPONSIBILITY in Basel, KOBO in Zürich, Harmony 100 in Basel und Hopscotch in Berlin.

Freitag, 2.9. bis Sonntag, 4.9.2022, stündlich zu jeder vollen Stunde von 11 bis 18 Uhr, am Sonntag bis 15 Uhr (Kinosaal)
Filmvorführung EARLEY, 2021/2022 von John Russell (Video, Sound, 58 min)

In der sengenden Hitze des ländlichen Frankreichs, im Sommer 2021, hat sich eine Gruppe von Künstler:innen und Filmemacher:innen daran gemacht, eine „aktuelle Version von Becketts absurder Nachkriegsvision, choreografiert auf den Bahnsteigen einer [Vorort-] Station“ zu drehen.
Als Spiel mit Becketts Übersetzungsexperimenten ist die Erzählung in der kleinen britischen Stadt Earley situiert, wurde jedoch in Wirklichkeit in Arles, Südfrankreich, gedreht. Um diesen Kunstgriff noch zu verstärken, wurden alle französischen Beschilderungen auf den Bahnsteigen und an den Zügen mit englischen ausgetauscht.
Während ihrer Recherche wurden die Filmemacher:innen vor dem Mythos des „Eierkopfs“ oder ‘Tête d’Oeuf’ gewarnt. Sie entschieden sich, diese Warnungen zu ignorieren und verweisen auf Eierkopf sogar in ihrem Script.
Inmitten schmelzender Pollen, Mücken, gerinnender Ideologie und Schweißtropfen vor Hitze vergehend, mit dem anhaltenden Rhythmus zirpender Zikaden im Hintergrund, entfaltet sich ein intensiver Dialog zwischen zwei Pendlern, von denen einer die Form einer Giacometti-Skulptur annimmt.

Text: John Russell

 

Hounds of Love – Juliette Blightman & Lily McMenamy

Hounds of Love
Ein abendlicher Zoom aus Musik, Performance und Lesungen, mit Freund*innen und Held*innen von Juliette Blightman und Lily McMenamy. Die Künstlerinnen kommen zum ersten Mal zusammen, beide lassen sich von der Welt um sie herum inspirieren; als Frauen, als Freundinnen und als kosmische Tänzerinnen.

Schalten Sie um 19 Uhr Kölner Zeit ein.

Das Gespräch findet über die Internet-Plattform Zoom statt und ist in englischer Sprache. Mit folgendem Link können Sie dem Meeting über Ihren Browser beitreten:

https://zoom.us/j/91574222270

Für den Zugang über einen Zoom-Account:
Meeting-ID: 915 7422 2270

Die Veranstaltung findet im Rahmen der Ausstellung THE KÖLN CONCERT von Dorothy Iannone & Juliette Blightman statt und kann hier nachgeschaut werden: 

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Weitere Informationen

Fia Backström

Herd Instinct 360°

17 Uhr, Lecture Performance, aufgeführt von Frances Scholz

Fia Backström bezeichnet ihre Vortragsreihe Herd Instinct 360° als Kultaktion oder Gruppentherapie und verspricht: “Wir werden uns gut fühlen”. Herd Instinct 360° ist eine Einladung, über Gemeinschaft zu hören, zu sehen und zu sprechen. In der Live-Performance nimmt Backström Dan Grahams historische Arbeit Performer/Audience/Mirror (1977) zum Ausgangspunkt und inszeniert eine Art Feedback für die Bilder, die Gemeinschaften produzieren. 2005-2006 organisierte die New Yorker Künstlerin die ersten drei Abende der Vortragsreihe Herd Instinct 360º in der Andrew Kreps Gallery, New York. Das Projekt wurde unter anderem bei United Nations Plaza, Berlin, De Appel, Amsterdam und in der Serpentine Gallery, London vorgestellt. Backström zeigte zuletzt Arbeiten bei The Kitchen, New York (2007), auf der Whitney Biennale, New York (2008), White Columns, New York (2008) und im ICA, London (2009).

Ana Vujanovic, Bojan Djordjev, Marta Popivoda und Sinisa Ilic

TkH (Walking Theory), The last theoretical performance – Génerique

20 Uhr

Nach einer langen Reihe von Auftritten mit theoretischen Performances seit 2001 im Opernhaus, im Boxring, im botanischen Garten, im Internet, Radio und Fernsehen, Amphitheater, Klassenraum, im Museum oder auf der documenta 12 in Kassel zeigt Walking Theory (TkH) seinen Körper zum letzten Mal.

TkH (Walking Theory) wurde als theoretisch-künstlerischer Arbeitskreis vor neun Jahren gegründet. TkH bietet eine Plattform in Belgrad, um zeitgenössische Performancepraktiken zu entwickeln und durch das Journal for Performing Arts Theory, durch Vermittlungsprogramme und Online-Plattformen einen kritischen Diskurs zu stimulieren: vor Ort, in kulturpolitischen Themen und im Bereich der internationalen Performancekunst.

Achim Lengerer

Pictures exemplify quite nicely the Exhibition as an Event from afar, Version Cologne

20 Uhr

In seiner Live-Performance greift Achim Lengerer die Thematik seiner Ausstellung Blows into the microphone: Is it all right? Voice off mike: It’s all right. Pause… aus dem Jahre 2006 auf. Hier re-inszenierte er einen Vortrag des amerikanischen Filmemachers Hollis Frampton und seinen berühmten Film Nostalgia (1971) und kommentierte dessen avantgardistische Brechung von Wort und Bild. Achim Lengerer beschäftigt sich mit sprachlichen Phänomenen in Performances und Installationen. In den letzten Jahren gründete Lengerer verschiedene kollaborative Projekte wie beispielsweise labelfuerproduktion (2005), den von Künstlern geführten Raum freitagsküche in Frankfurt (2004) und voiceoverhead in Zusammenarbeit mit dem Künstlerkollegen Dani Gal. Seit kurzem leitet Lengerer auch den mobilen Ausstellungsraum und das Verlagshaus Scriptings, das sich zurzeit in Amsterdam befindet.

Michael Lentz und Uli Winters

Lentz und Winters merken was

20 Uhr

Man kann doch nicht immer nur lesen! Ärzte werden durch das Wort zum Wurm. Schillers Glocke überholt den Vorleser. Rilke hat das Recht, anders zu klingen. Ballett geht ohne Musik, und Blasmusik geht ohne Trompete. Bei dieser Lentz/Winters-Revue weiß man nie, was als nächstes passieren wird und erst recht nicht, was gerade eben geschah. Es steht eine Menge auf dem Spiel – Lentz und Winters kämpfen um jeden Punkt. Deshalb erkennt der Zuhörer hier so manches wieder, das er noch nie gesehen hat.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit dem Literaturhaus Köln.

Mark von Schlegell, High Witchita

Weltfluchten von Claus Richter

Juliette Blightman, mit Beiträgen von Pablo Larios, Pippin Wigglesworth-Weider, Skye Chamberlain

in englischer Sprache

“Another plane flies over more organisms being moved somewhere. From the doorway I see the grey sky the threat of rain and the neighbours washing line not even a minute passes without another plane passing over I look forward to being in one tomorrow I am unsure the ribbon is passing through the typewriter ok and again I have doubts. I think of the summer I think of each plane ride I have taken, overnight trains, car journeys, each city, country – I listen to a conversation – it puts you off your confidence, then they move away.”

Juliette Blightman