Inkjet-Druck auf Papier
Motiv: 45 x 45 cm, Blatt: 54 x 54 cm
Auflage: 50 + 12 AP
signiert, datiert
Jeff Walls frühe Arbeiten beschäftigten sich mit der Konzeptkunst mittels Fotografie. In den Jahren 1969/70 produzierte er eine kleine Broschüre, das Landscape Manual, mit Schwarz-Weiß-Fotografien von Vancouver, die aus dem Fenster eines Autos aufgenommen wurden. 1976 begann er mit der Farbfotografie und montierte bald große Farbdias in Leuchtkästen, bevor er sich 1991 der digitalen Montagetechniken und wenig später der Produktion großer Schwarzweißfotografien zuwandte. Häufig lehnen sich seine von ihm als „kinematografische Fotografien“ bezeichneten Arbeiten an Filmstills, Historienbilder oder Studien sozialer Milieus an, die nicht selten auf persönlichen Ereignissen oder Situationen basieren.
Die dem Kunstverein gestiftete Jahresgabe zeigt eine Aufnahme einer Küste aus dem Sommer 2020: das abebbende Meer eines weißen Sandstrands, aus dessen Grund heraus sich Algen im Rhythmus des Wassers wiegen und kleine Luftblasen auf der Wasseroberfläche aus regelmäßigen, seichten Wellen entstehen lassen. Low Tide liest sich wie ein Kommentar über die Zeiten, in denen wir uns befinden; Wellen kommen und gehen, ohne zu wissen, was sie mit sich bringen, überschwemmend, wiederholend, aber immer wieder neu. Die Landschaftsszene hat eine beruhigende Wirkung, sie erinnert uns an den natürlichen, unbeeinflussbaren Lauf der Dinge.
Jeff Wall (*1946 in Vancouver, Kanada, lebt ebd.) studierte Kunstgeschichte an der University of British Colombia in Vancouver und absolvierte 1973 ein Postgraduiertenstudium am Courtauld Institute of Art in London. Seinen Werken wurden zahlreiche internationale Einzelausstellungen und Retrospektiven gewidmet, zuletzt u.a. im Muzeul de Artă Recentă in Bucharest, in der Kunsthalle Mannheim, im Mudam in Luxemburg (alle 2018), im Louisiana Museum in Humblebaek, im Pérez Art Museum Miami (beide 2015), im Stedelijk Museum in Amsterdam, im Kunsthaus Bregenz (beide 2014), im Tel Aviv Museum of Art und in der Pinakothek der Moderne in München (beide 2013). Insgesamt vier Mal wurden seine Werke auf der Documenta in Kassel gezeigt und sie sind in bedeutenden Sammlungen weltweit vertreten.